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„Wie ein Turm aus Bausteinen“

 20.05.2019

Maria Letsch und ihre Betreuerin Isabelle Ahrends haben viel erlebt und viel zu erzählen. "Ihre Geschichte könnte 'Von der Parkbank zur Fußbodenheizung' heißen", scherzt Isabelle, und Maria beginnt schüchtern zu erzählen. Im Jahr 2010, mit 22 Jahren kam Maria ins Wohnheim im Park, zwei Jahre später zog sie in die ODF Straße 23 a. Als sie 2016, im Alter von 28 Jahren, in der Heinrich-Julius-Straße für eine eigene Wohnung "probewohnen" sollte, verschwand Maria spurlos. "Ich habe einen Freund gehabt, der mir sagte, dass ich anders leben soll", erzählt sie heute. Sie tauchte unter, lebte bei ihrem Freund. Als dieser sie mitten in der Nacht vor die Tür setzte, wurde sie obdachlos. Tagsüber besuchte sie eine Freundin, duschte bei ihr und wärmte sich auf, doch die Nächte verbrachte sie auf einer Parkbank. Schließlich, drei Monate nach ihrem Verschwinden, meldete sie sich wieder bei ihrem Betreuer-Team des Cecilienstifts. Schon am nächsten Tag konnte sie in die Wasserturmstraße ziehen, weil dort ein Zimmer frei war. Da blieb sie aber nicht lange, denn schon wenig später kam sie wieder mit ihrem Freund zusammen. Sie wohnte bei ihm und ihrer Freundin, kündigte den Betreuungsvertrag mit dem Cecilienstift und nahm sich im Frühjahr 2017 schließlich eine eigene Wohnung in der Magdeburger Straße. "Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass es mit mir bergab geht", erzählt die 30-Jährige heute. "Es war eigentlich die Hölle. Also habe ich mich wieder beim Stift gemeldet. Aber ich hatte eine Bedingung: Ich wollte von Isabelle Ahrends und Andreas Dünhaupt betreut werden." Und so kam es auch - seither ist Treffpunkt Mensch für Maria zuständig. Im März 2018 konnte sie eine eigene Wohnung in der Bergstraße beziehen. "Hier hab ich abends meine Ruhe, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme", lächelt sie. Seit Juni 2017 arbeitet Maria im EDEKA Bienek in Halberstadt, seit März dieses Jahres sogar nicht mehr unter dem schützenden Dach der Diakonie Werkstätten, sondern versicherungspflichtig als Angestellte des Supermarktes. Sie verstärkt das Backshop-Team und ist für die frischen Salate zuständig. "Am schönsten ist, dass ich während der Arbeitszeit viel Spaß mit den Kollegen und den Chefs habe", schwärmt sie. Tatsächlich sei die Chefin Katrin Bienek zu einer engen Vertrauten geworden, bestätigt auch Isabelle. "Sie sieht immer sofort, wenn etwas nicht stimmt, und hat ein offenes Ohr für Maria." Wie alle anderen wollte die junge Frau im Drei-Schichten-System arbeiten. Am liebsten mag sie die Spätschicht, außer wenn es zu voll ist. Der schönste Moment war, als ihr ein Kittel mit ihrem Namen übergegeben wurde. "Ich habe gedacht: endlich seh' ich aus wie alle anderen", berichtet sie stolz. "Marias Leben ist wie ein Turm aus Bausteinen", sagt Isabelle. "Sie hat sich selbst so ein gutes Netzwerk aufgebaut. Aber fällt ein Stein weg, kann es sein, dass der ganze Turm zusammenstürzt." Aus diesem Grund sind regelmäßige, intensive Gespräche wichtig. Isabelle und Maria treffen sich einmal in der Woche, am liebsten zur "Hunde-Runde" im Wald. Mit Roswita Preußner, ebenfalls vom Treffpunkt Mensch, trifft sich Maria zweimal in der Woche. "Mich berührt diese Geschichte einfach", sagt Isabelle. "Vor einigen Jahren hat Maria auf der Parkbank geschlafen und heute hat sie eine schnieke Wohnung mit Fußbodenheizung und einem Job auf dem ersten Arbeitsmarkt." Stolz blickt sie ihren Schützling an. Dass zwischen den beiden ein großes Vertrauen herrscht, ist unschwer zu erkennen. "Und ich habe mir vorgenommen, nicht mehr wegzulaufen, wenn etwas nicht klappt", sagt Maria. "Mein Leben ist jetzt so schön."

menschlichkeit braucht unterstützung

Unsere Arbeit wird durch verschiedene Leistungsträger finanziert. Doch nicht für alle Angebote, die wir für die von uns Betreuten vorhalten, und für die Sanierung unserer vielen Häuser ist die Finanzierung geklärt. Wir sind also dringend auf Spenden angewiesen. Die Beteiligung an der Arbeit des Cecilienstifts durch eine Spende ist nach wie vor die häufigste Form der Mithilfe. Manche Projekte sind nur durch Spenden möglich geworden.